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Ein Teich aus Naturmaterialien

Unsere letzte Woche in Herefordshire ist angebrochen und es wird nochmal richtig spannend: Ein lang ersehnter Traum von Yo und Andrew war es, einen Teich anzulegen, der die vielen Habitate für Wildtiere auf ihrem Grundstück ergänzt und Platz für hydrophile Pflanzen gibt. Anstatt sofort loszulegen und den Spaten in dem schweren Tonboden zu versenken, haben die Beiden allerdings eine andere Idee. Die Firma Western Power verlegt gerade einige Stromkabel im Boden in der Nachbarschaft und muss dafür die Straße mit einem kleinen Bagger öffnen. Yolande backt den Arbeitern einen Kuchen, wir bedanken uns für ihre Arbeit und Andrew fragt freundlich, ob sie uns den Hauptteil des Teichs ausbaggern können. Außerdem werden nach der Arbeit die alten Strommasten entfernt und entsorgt. Die Beiden sind auch hier sofort einfallsreich und fragen, ob sie die Masten behalten und für ihr Gartentor nutzen können. Darüber ist die Firma sehr dankbar und für unsere Gasteltern ist es wieder eine Möglichkeit, Geld zu sparen. Doch das ist nicht die Hauptmotivation - es ist nicht so, dass sie das Geld nicht hätten; es geht darum, Ressourcen und Energie zu teilen, um ein gegenseitiges Geben und Nehmen und darum, Dinge wiederzuverwenden, die ansonsten energieaufwändig entsorgt werden müssen. Manchmal muss man sich eben einfach trauen, zu fragen, auch wenn das Anliegen unkonventionell erscheint.

Die netten Bauarbeiter buddeln uns also ein Loch in nur 15 Minuten. Sie graben viel Ton aus und treffen schließlich auf eine Gesteinsschicht in etwa 50cm Tiefe. Das wird also der Grund des Teiches sein. Das Loch ist etwa 2m breit und 3m lang. Die grobe Form wird nun von uns per Hand verfeinert. Mit dem Spaten stechen wir den Rand gerade ab und formen einen Absatz, auf dem später Pflanzgitter unter Wasser sitzen können. Natürlich wäre es am einfachsten, jetzt einfach eine Gummifolie zu kaufen und den Teich damit abzudichten. Aber das wäre ja nicht selbstversorgermäßig, oder...? Wir sehen es also als Herausforderung, den natürlichen Tonboden mit Wasser zu vermischen und eine Spachtelmasse daraus zu machen, die wir dann auf die gesamte Innenfläche des Teiches auftragen. Das hat ziemlich lange gedauert, weil wir verschiedene Techniken ausprobiert haben. Wir alle haben so etwas noch nie gemacht und es ist ein Lernprozess. Der Teich wird anschließend mit Regenwasser gefüllt. Nun heißt es warten und hoffen, dass am nächsten Morgen noch genau so viel Wasser drin ist. Nach 2 Tagen fällt auf, dass der Wasserspiegel langsam sinkt. Andrew und Yo müssen weiter beobachten, was passiert, um herauszufinden, ob es nur ein Riss im Ton ist oder ob die gesamte Idee nicht funktioniert hat. Sehr spannend, doch leider werden wir das nicht mehr live erleben, da wir am Ostermontag weiterziehen. Sie werden uns aber auf dem Laufenden halten. Es wäre wirklich toll, wenn das funktionieren würde.

Wir haben diese Woche noch viele kleine Projekte zu Ende gebracht. Unser Toilettenhäuschen hat jetzt eine funktionierende Tür mit einem Namensschild von uns. Die Sitzkonstruktion werden dann Andrew und Yo bauen.

Eine Sache, die uns hier auf jeden Fall sehr fasziniert und inspiriert hat, ist der selbstgebaute Solartrockner von Andrew. Die Konstruktion ist so einfach und genial, dass sie wirklich jeder bauen kann. Zumal es hier besonders leicht möglich ist, Materialien zu recyceln und damit mal wieder ohne Geld auszukommen. Der Trockner eignet sich für Obst, Tomaten, Kräuter und Pilze. Im Sommer erhitzt sich der Innenraum auf bis zu 60°C. Durch den perfekten Winkel der Unterkonstruktion wird die maximale Menge an Sonnenenergie gesammelt, die schwarze Fläche absorbiert mehr Wärme als eine helle und die Glasabdeckungen verstärken die Wärme nochmals. Es wird kein Strom benötigt, die Konstruktion ist langlebig und robust und was gibt es Besseres als selbst getrocknete Tomaten im Winter? Wir sind begeistert und wollen so etwas unbedingt mal selbst bauen. (Eine genaue Beschreibung mit Bildern, wie man so etwas baut, könnt ihr auf Anfrage von uns bekommen.)

Unsere letzte "Schulstunde" im Garten hatten wir beim klassischen Kartoffeln legen. Eine einfache Tätigkeit, die aber für uns beide neu war. Arno hat die Löcher gegraben, Laura hat die Kartoffeln gelegt und angehäufelt.

Wir haben hier so viel gelernt und neue, spannende Eindrücke gesammelt. Wir haben gesehen, wie viel mehr Lebensenergie man hat, wenn man Geld nicht so viel Bedeutung beimisst, wie groß die Unabhängigkeit und das Glück sein kann, was aus dieser Entscheidung hervorkommt. Auch hier haben wieder einige Leute in der Nachbarschaft oder Familie wenig Verständnis für diese Art zu leben, aber Andrew und Yolande lassen sich davon nicht unterkriegen. Wir sind sehr zusammengewachsen über die letzten Wochen und dieser Ort ist auf jeden Fall auch zukünftig in unseren Herzen.

 

Am Sonntag haben wir einen kleinen Ausflug in ein nahe gelegenes Waldstück gemacht, in dem wilde Narzissen blühen. Ein wunderschöner Anblick. Nachmittags hat Yolande zu unserem Abschied einige Nachbarn eingeladen und englische Scones (Brötchen) gebacken, die wir mit Tee, Marmelade und britischem Humor genossen haben. Wir hatten sehr viel Spaß und das war eine richtig authentische Erfahrung! Nun machen wir uns auf nach Irland und legen uns wie immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge schlafen.