· 

Der ewige Kompromiss

Zugegeben, ich bin Perfektionist und habe Freude daran, mich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Als es vergangenen Sommer ernst wurde mit unserer Reise, konnte ich mich also voll in Überlegungen stürzen, welche Ausrüstung und Kleidung wohl am besten geeignet sei. Mir wurde aber schnell klar, dass es keine kompromisslose Lösung gibt und in den ersten Monaten unterwegs zeigte sich, wie schwer die Anforderungen im Voraus abzuschätzen sind. Welche Konsequenzen ich daraus gezogen habe, erzähle ich Euch in diesem Artikel.

 

1. Gedanken

2. Ausführliche Packliste

3. Fotos von meinem Reisegepäck

 

1. Gedanken

Viel Leichtes oder wenig Schweres?

Bevor es für uns vergangenen September losging, haben wir jeweils eine Packliste aufgestellt und miteinander abgeglichen. Ein paar Dinge können ja aufgeteilt werden: Tablet und Zusatzakku oder eine leichte Decke werden gerecht verteilt. Bei persönlichen Sachen, also vor allem Kleidung, war es aber auch wertvoll, sich auszutauschen.

Die großen Unterschiede in dem, was wir so dabei haben, entstehen dann einfach daraus, was jeder von uns schon so im Kleiderschrank hat. Und natürlich haben wir auch verschiedene Herangehensweisen und Prioritäten. Ich dachte mir beispielsweise, ich müsste lieber ein paar Basics zu viel, wie T-Shirts und Socken, einstecken.

Während Laura eine robuste Regenjacke für alle Zwecke und auch zum Arbeiten reicht, brauche ich, weil ich schneller schwitze, unbedingt noch eine Arbeitsjacke extra, neben einer Regenjacke. Das hat sich auch als praktisch erwiesen, als wir mit Dornenhecken zu tun hatten – damit vertragen sich Regenjacken nicht so gut. Allerdings ist der Preis das höhere Gewicht im Gepäck, den es mir aber eindeutig wert ist. Gerade, da wir immer einige Wochen am Stück am selben Ort sind und nicht wandern o.ä., finde ich den schweren Rucksack (ca. 21 kg) nicht so schlimm.

 

Erste Etappe

In den ersten drei Monaten unterwegs (September bis Dezember) haben sich einige Dinge sofort als sehr nützlich erwiesen. Ich hatte die Reise als Anlass genutzt, auf Nassrasur mit einem klassischen Rasiermesser umzusteigen. Das war ein Volltreffer, weil das nicht nur unschlagbar ökologisch, sondern auch leicht zu transportieren und unabhängig von Ersatzklingen oder Strom ist.

Als wir den Winter in Ligurien begrüßten, zeigten sich aber auch Probleme mit meinem „mobilen Kleiderschrank“. Zwar war ich bestens auf nasses Wetter vorbereitet, kam aber bei frostigen Temperaturen in der Frühe mit meinen zwei eher leichten Wollpullis schnell an Grenzen. Außerdem passte die schwarz umgefärbte Bundeswehr-Feldbluse (Kostenpunkt 2,99€ + Textilfarbe) als schmutzabweisende Arbeitsjacke nicht über die beiden Pullis, weshalb ich beim Gärtnern oder Ausmisten manchmal Sorgen um die hochwertigen Merinosachen hatte. Zum Glück konnte ich im süddeutschen Winter auf der Schaffarm dann eine alte Daunenjacke abstauben, die mich immer warm hielt.

Ich spürte außerdem das Bedürfnis, trotz der Arbeit sportlich aktiv zu sein. Während ich im italienischen Spätsommer noch barfuß Karateübungen machen konnte, sehnte ich mich in Ligurien nach einem Paar Laufschuhen, um die Straße im malerischen Tarotal zu erkunden.

 

Weihnachtspause

Die Zeit zuhause um den Jahreswechsel war also die Gelegenheit, noch einmal meine Packliste zu überarbeiten. Weil ich mich anders als Laura nicht schon früher im Farmleben erproben konnte, brauchte ich auch neue Kleidung, die bisher einfach nicht erforderlich war. Der Weihnachtsmann brachte mir daher eine leichte, komprimierbare Thermojacke (Militärware aus Überproduktion) und eine robuste, pflegeleichte Arbeitsjacke (die erste mit fairer Bio-Baumwolle), die ich sowohl mit einem Shirt als auch über einen Pulli und die Thermojacke ziehen kann.

Außerdem konnte ich einige Unterhosen und einfache T-Shirts auspacken, weil ich jetzt wusste, dass wir überall oft genug waschen können. Generell habe ich diesmal nur noch auf ausgewählte Lieblingsteile gesetzt, also mich mehr auf mein Gefühl verlassen als vor der Reise, wo ich mich zu sehr in technischen Abwägungen verlaufen hatte. Zu spezielle Teile habe ich tendenziell durch multifunktionelle ersetzt und dafür lieber ein Gramm mehr in Kauf genommen.

Die Suche nach Laufschuhen, die auch ohne die Reise fällig war, entpuppte sich als sehr kompliziert. Ist mein Wunsch nach einer nachhaltigen Alternative so unerfüllbar? Letztendlich bin ich fündig geworden, aber die komplette Geschichte erzähle ich nochmal in einem anderen Artikel.

 

Aktuell

Mittlerweile bin ich wirklich zufrieden mit meinem Gepäck. Ich habe auch so manche Kleinigkeit zu schätzen gelernt. Zum Duschen benutze ich seit Beginn des Jahres eine unverdünnte Flüssigseife von Dr. Bronners, die erstaunlich ergiebig ist und im Vergleich zu Duschgel viel Platz und Gewicht spart. Da wird einem erst klar, dass man normalerweise ein Fläschchen voll Wasser mit Duft und Verdickungsmittel und nur geringsten Mengen Seife kauft!

In England habe ich mich sehr über die vielen Charity-Shops (d.h. der Erlös geht an wohltätige Organisationen) mit gebrauchter Kleidung gefreut. Dort habe ich ohne schlechtes Gewissen noch ein paar ergänzende Sachen wie ein leuchtgelbes Laufshirt und ein schickes Leinenhemd ergattert. Das werden nach der Reise noch wunderbare Andenken sein.

 

Fazit

Meine Erfahrung hat also gezeigt, dass es sich lohnt, auf sein Bauchgefühl zu hören und Kleidung auszuwählen, die man einfach gerne trägt – egal, ob sie vielleicht nicht hoch-funktional oder ein paar Gramm schwerer ist. Übereilte Kaufentscheidungen für diese oder jene groß beworbene schnelltrocknende Wanderhose oder „atmungsaktive“ Jacke sind auch vor einer Reise in andere Klimazonen nie wirklich nötig.

Außerdem habe ich gelernt, noch mehr auf die flexible Kombinierbarkeit zu achten. Farblich ist das bei mir nie ein Problem, da ich nur dunkle, einfarbige Teile besitze. Aber dass ein Merinopulli sowohl als Baselayer als auch über ein T-Shirt getragen werden kann oder eine gut geschnittene Jacke noch Platz für Wärmeschichten lässt, habe ich sehr zu schätzen gelernt. Warum sollten diese Erkenntnisse nicht auch über die Reise hinaus gelten?

 

2. Meine Packliste

Kleidung

Wollmütze (gestrickt von Mutsch)

Schlauchschal

Regenjacke

Thermojacke

Wollwalk-Pulli (definitiv das meistgetragene Teil)

Flauschiges Merinoshirt/Pulli

Arbeitsjacke

7 T-Shirts

2 Langarm-Funktionsshirts (aus Viscose/Modal)

2 Merinoshirts (je einmal kurz-/langärmlig)

3 schicke Hemden (davon eins dickerer Hanfflanell)

2 Hosen lang (1x luftig, 1x winddicht)

Ledergürtel (= Abziehriemen fürs Rasiermesser)

Badehose (=Laufhose)

7 Unterhosen

2 Unterhose/Schlafhose lang

1 Schlafhose kurz

7 Paar Wollsocken

3 Paar leichte Baumwollsocken

Regenhose

Laufschuhe

Überschuhe/Gamaschen wasserdicht

Hauslatschen

Vollleder-Wanderstiefel (Arbeitsschuhe)

Zusätzliche Einlegesohlen

2 Paar Arbeitshandschuhe (1x Leder, 1x Gummiert)

 

Basics

Rucksack 70+20l

Abzipbare Seitentaschen 2x10l für den Rucksack (= Tagesrucksack)

Rucksackregencover (= Sitzunterlage und Notregendach bei Wanderungen)

Trinkflasche 1l

Faltflasche 2l (sehr platzsparend)

Metallbecher zur Trinkflasche

Kleiner Kocher für Tee unterwegs

Löffel

Zip-Gefrierbeutel für Verpflegung

Multitool

DDR-Fallbleistift + Notizblock

Stirnlampe + 1x Ersatzbatterien

leichter Packsack (um den Rucksack zu organisieren oder Kleidung für die Wäsche zu sammeln)

Schnur (immer dabei!)

Leichte Decke (Deckenschlafsack)

Kissen (zum Kuscheln fürs heimelige Gefühl)

Spanngurt (= Bauchgurt vom Tagesrucksack = Ersatzhosengürtel)

4 Stofftaschentücher

Leichtes Handtuch (auch als Badetuch, Tagesdecke etc.)

Tasche mit Zubehör für Ausrüstungspflege (Schuhbürsten und -wachs, Dichtband für Regenkleidung, Nähzeug etc., siehe Fotos)

 

Elektronik

Handy

Netzteil für Handy

Tablet (mit Offline-Karten und SIM für mobiles Internet)

Netzteil für Tablet

Zusatzakku für Tablet

 

Unterlagen

Reisepass

Krankenkassenkarte

Bescheinigung zur Auslandsversicherung

Karte mit PIN-Codes für Tablet SIM

Bankkarte

Bargeld

Führerschein

Kleines Zusatzportemonnaie für Auslandswährungen

 

Kulturbeutel

Zahnbürste + Zahnpasta

Haarbürste und Holzkamm

Rasiermesser, -pinsel, -seife und kleiner Schleifstein

Flüssigseife

Mückenspray

Kondome

Handdesinfektion

Handcreme

Ohrstöpsel

Nagelknipser

Deopumpspray

Fußdeocreme

Kontaktlinsen (falls was mit der Brille ist)

Augentropfen

Zopfgummis

1 Halskette

 

Erste-Hilfe-Tasche

Diverse Pflaster

Wundkompressen

Verbandtuch

Blasenpflaster

Kinesiologie-Tape

Einmal-Handschuhe

Verbandpäckchen

Fixierbinde

Traubenzucker (!)

Octenisept (Desinfektionsmittel, für Wunden geeignet)

Fenistil-Tropfen (für Allergieanfälle)

Combudoron (für Verbrennungen und Insektenstiche)

Cortison-Salbe (für Hautausschlag/Allergie)

Hustenbonbons

Zeckenpinzette (auch für Splitter und Dornen)

Alkohol-Tupfer

kleiner Plastikspiegel

Elektrolytpulver

Sekundenkleber (Flüssigpflaster für Schnitte)

Iberogast (pflanzliche Magentropfen)

 

3. Fotos